Wohnraum für das Große Mausohr
Ein EU-Interreg-Projekt
Der weltweite Rückgang und das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten machen vor Landesgrenzen keinen Halt. Daher sind gemeinschaftliche Anstrengungen zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen dringend notwendig. Im Rahmen des von Juli 2020 bis Juni 2023 genehmigten EU-Interreg-Projekts „Gefährdete Tierarten im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen“ werden für drei gefährdete Tierarten in Deutschland und Frankreich gemeinsam koordinierte Schutzmaßnahmen umgesetzt.
Die drei Schutzzielarten des Projektes sind der Steinkrebs, der Dunkle und Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling und das Große Mausohr. Der NABU Rheinland-Pfalz beteiligt sich als Projektpartner gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald und Sycoparc, der französischen Biosphärenreservats-Verwaltung, an der Wiederherstellung und Erhaltung von Quartieren der Großen Mausohren.
Die Großen Mausohren (Myotis myotis) zählen zu den Kulturfolgern unter den Fledermäusen. Zur Aufzucht der Jungtiere benötigen sie Quartiere in Gebäuden. Dementsprechend stark sind Sie auf die Verfügbarkeit von solchen Quartieren und die Akzeptanz der Gebäudebesitzer angewiesen. Zunehmende Nutzungsänderungen der Gebäude, wie Ausbauten der Dachböden und systematische und hermetische Versiegelungen von Öffnungen, verursachen leider die zunehmende Wohnungsnot. Die hiermit einhergehenden Probleme für die Großen Mausohren sind vielfältig:
Selbst wenn vertriebene Fledermäuse ein Ausweichquartier finden, bleibt das Jagdgebiet meist gleich. Aus den neu entstandenen langen Pendelstrecken zwischen Quartier und Jagdgebiet entstehen zusätzliche Nachteile und Gefahren für die Großen Mausohren. Dazu kommt, dass Fledermausweibchen nur einmal jährlich ein einziges Junges bekommen. Nach der Geburt ist es, wie jedes Säugetier, noch hilflos und auf die Fürsorge der Mutter angewiesen. Erst mit der Zeit erlernt es das Fliegen und ist mit durchschnittlich 8 Wochen selbstständig. Der Schutz der Fledermausquartiere und insbesondere dieser sogenannten Wochenstuben ist essenziell. Vor dem Hintergrund des Quartierverlusts muss es offensichtlich sein, dass dies nicht nur den Schutz bestehender Quartiere beinhaltet. Auch optionale Quartiere müssen zur Verfügung stehen, um den Tieren die Möglichkeit zu geben, bei Bedarf kleinräumig in ein geeignetes Quartier auszuweichen.
Im Zuge dieses Projektes sollen daher im Förderungsgebiet die bestehenden Quartiere kartiert und potentielle sowie ehemalige Quartiere wiederhergestellt, neu geschaffen und erhalten werden. Die zur Unterstützung der Akzeptanz nötige Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit findet in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald statt, das sich im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung und Öffentlichkeitsarbeit vor allem mit Führungen und Workshops in das Projekt einbringt.