Lasst uns hängen!
NABU-Naturschutzgroßprojekt
Die unterirdischen Mühlsteingruben im Mayener Grubenfeld stellen in ihrer Gesamtheit eines der bedeutendsten Fledermausquartiere Mitteleuropas dar. Betrachtet man die Stollen in Mayen und Mendig (nur 7 km Luftlinie auseinander) gemeinsam, so sind sie in der Bundesrepublik Deutschland einzigartig, es gibt keine anderen Fledermausquartiere mit einer nur annähernden Artenvielfalt und Individuenzahl.
Selbst in Mitteleuropa sind nur sehr wenige vergleichbare Aufenthaltsorte bekannt. Diese beiden „Fledermauszentren“ fungieren aller Wahrscheinlichkeit nach als „Trittsteine“ während der saisonalen Wanderungen. Von hier aus können wieder neue Gebiete besiedelt werden. Der Einflussbereich erstreckt sich also sowohl in andere Bundesländer (Hessen, Nordrhein-Westfalen) als auch in andere EU-Staaten (Luxemburg, Belgien, Niederlande). Nicht nur hierdurch wird die überragende Bedeutung des Mayener Grubenfeldes deutlich. Auf der Liste der 100 besten Fledermauswinterquartiere in Deutschland (erstellt im Rahmen des Eurobats-Abkommens) steht das Mayener Grubenfeld auf Platz 5, allerdings war zum damaligen Zeitpunkt der sogenannte Mauerstollen noch nicht erforscht, es fehlten also die Ergebnisse der dort eingebauten Lichtschranke mit 11.000 Überwinterern.
Das nahe gelegene Stollensystem in Mendig belegte in dieser Liste Platz 8. Zudem wurden die visuell gezählten Fledermäuse im Mayener Grubenfeld mit Populationsschätzungen (Berliner Zitadelle), Lichtschrankendaten (Kalkberghöhle Bad Segeberg) und unterirdischen Wochenstuben des Mausohrs mit hohen Individuenzahlen verglichen. Nach den heutigen Erkenntnissen müsste das Mayener Grubenfeld als das wichtigste Überwinterungsquartier in Deutschland gelten.
Durch den Erhalt des Mayener Grubenfeldes kann nicht nur ein außergewöhnlicher Komplex an Winterquartieren für bis zu 14 verschiedene Fledermausarten geschützt, sondern auch ein Schwarmquartier für mindestens zwei weitere Arten erhalten werden. Im Herbst 2014 konnte zusätzlich die Große Hufeisennase nachgewiesen werden. In Deutschland gilt die Art als beinahe ausgestorben, so war über Jahre hinweg nur eine Wochenstube bekannt. Durch die Bewahrung des Mayener Grubenfeldes können somit Fledermäuse überregional und sogar international geschützt werden.
Um diese einmalige unterirdische Welt für die mitteleuropäischen Fledermauspopulation zu erhalten, führte der NABU Rheinland-Pfalz von 2007 bis 2013 hier ein Naturschutzgroßprojekt durch. Vor dem Projekt brachten alle Schutzbemühungen, das Mayener Grubenfeld für tausende von Fledermäusen auf Dauer zu bewahren, nicht den gewünschten Erfolg. Komplizierte Interessenskonflikte zwischen Bergbauunternehmen, der Stadt Mayen, die eine touristische Nutzung des Grubenfeldes anstrebten, und dem Naturschutz erschwerten eine integrative Lösung.
Da sie aber von allen Seiten erwünscht war, ist es letztlich in einem gemeinsamen Kraftakt gelungen, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen. So wurden im Rahmen eines Naturschutzgroßprojektes die herausragenden Stollen im Mayener Grubenfeld angekauft und durch Sicherung vor dem Einsturz bewahrt. Die Finanzierung erfolgte durch das Bundesamt für Naturschutz, das Land Rheinland-Pfalz und den NABU Rheinland-Pfalz. Dem großen Engagement der rheinland-pfälzischen NABU-Gruppen, vieler Vereine und einzelner Fledermausfans ist es zu verdanken, dass das Projekt solch ein großer Erfolg war.
In einem der größten Fledermausquartiere Europas
Zum Thema „In einem der größten Fledermausquartiere Europas" hat die SWR Sendung natürlich! am 20. April 2021 ein Video mit unserem Fledermausprofi und Projektleiter Dr. Andreas Kiefer veröffentlicht