Wie alles begann
Naturschutzgroßprojekt Mayener Grubenfeld
Wer konnte schon ahnen, dass Mayen einmal als das Zentrum der Fledermäuse in Rheinland-Pfalz, wenn nicht sogar als das pulsierende Herz der mitteleuropäischen Fledermauspopulation bezeichnet werden würde? Als Stefan Stein aus Mayen sich 1989 mit Vertretern des Arbeitskreis Fledermausschutz in Verbindung setzte und von vielen Hundert Fledermäusen in den Basaltstollen des Mayener Grubenfeldes und von Niedermendig erzählte, wurde er von nicht wenigen belächelt. Zu Unrecht – wie sich im Nachhinein herausstellte. Bei der ersten gemeinsamen Exkursion war keinem der Fledermauskundlern klar, dass sie am Ende des Tages mehr Fledermäuse zu Gesicht bekommen würden, als sie je zuvor im gesamten Verlauf des Winters in Hunderten von Stollen im Hunsrück gezählt hatten. Stefan Stein sollte Recht behalten: Er hatte die wichtigsten Überwinterungsquartiere in ganz Rheinland-Pfalz entdeckt!
Zu dieser Zeit begann eine Gruppe von Fledermauskundlern an der Universität Mainz Fledermäuse mit Japannetzen vor Stollen zu fangen. So konnten z.B. die sonst in unserem Land seltenen Bechsteinfledermäuse in großer Zahl nachgewiesen werden. Deshalb kam diese Methode auch in Mayen vor dem "Mayko-Bierkeller" zur Anwendung. Die Methode musste jedoch angepasst werden, der zuerst ausgesuchte Fangort war nicht ausreichend praktikabel. Erfolg stellte sich erst an einem Engpass im Stollen ein und dort gingen über 100 Tiere ins Netz – eine Sensation, befanden sich darunter doch auch die seltene Teichfledermaus und sehr viele Zwergfledermäuse. Nach und nach wurden weitere gute Fangstellen entdeckt und die Anzahl der gefangenen Tiere wurde immer größer. Auch die folgenden Winterkontrollen wurden dank stärkerer Taschenlampen und mehr Erfahrung immer erfolgreicher. Massenquartiere von Zwergfledermäusen, die im Eingangsbereich einiger Stollen entdeckt wurden, waren eine echte Herausforderung: Wie zählt man die vielen kleinen Gesichter vor allem in tiefen Spalten? In den darauffolgenden Wintern ließen sich durch intensivere Untersuchungen allein die Hälfte aller damals in Rheinland-Pfalz im Winter gezählten Fledermäuse in Mayen und Mendig finden! Besonders die hohe Zahl aufgespürter Bart- und Fransenfledermäuse sowie Großer Mausohren übertrifft alle im gesamten südwestdeutschen Bereich bekannten Vorkommen.
Neben den Zählungen im Winter, die übrigens von ehrenamtlich tätigen Menschen vorgenommen werden, haben auch wissenschaftliche Untersuchungen in Mayen und im nahe gelegenen Mendig bereits eine gewisse Tradition und liefern wichtige Informationen zu Verhalten und Ökologie der Fledermäuse. In einem Teil der Niedermendiger Mühlsteinhöhlen fanden schon in den 50er-Jahren durch Wissenschaftler der Universitäten Köln und Bonn Untersuchungen statt. Durch deren Beringungsstudien sind wichtige Daten zum Einzugsgebiet der Fledermäuse für diese Quartiere bekannt, von denen sich einige Ergebnisse guten Gewissens auf die Fledermauspopulationen des Mayener Grubenfeldes übertragen lassen. Auch die Forschungen der letzten Jahre im Mayener Grubenfeld zeigen, wie wichtig solch ein herausragendes Quartier für die Aufrechterhaltung des Genflusses und damit der Inzuchtvermeidung für einzelne Arten ist. Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Ergebnisse lassen sich dann die entsprechenden Maßnahmen für den Schutz einleiten.