Fledermäuse hörbar machen
Spezielle Fledermausdetektoren werden in Rheinland-Pfalz aufgestellt
Fledermäuse leiden noch immer unverschuldet unter einem, teilweise von der Presse forcierten, schlechten Ruf. Sie werden als Protagonisten für Gruselfilme herangezogen oder als Krankheitsüberträger in Verruf gebracht. Dabei leben die geselligen Luftakrobaten meist unbemerkt mitten unter uns. Sie jagen in der Dunkelheit von uns unbeachtet im nächtlichen Rheinland-Pfalz - unter anderem auch nach Stechmücken. Eine wertvolle und wirksame Eindämmung der kleinen Plagegeister. Damit sie uns effektiv vor unliebsamen Insekten schützen können, brauchen die Fledermäuse unseren Schutz. Viele Arten sind auf Quartiere an und in unseren Gebäuden angewiesen. Sie benötigen unser Wohlwollen oder sind zumindest auf unsere Toleranz angewiesen.
Mit Hilfe der öffentlichen Fledermausdetektoren kann auf die Anwesenheit und die Nützlichkeit unserer Fledermäuse aufmerksam gemacht und so auch Ihre Akzeptanz gefördert werden.
Erkenntnisse zum Migrationsverhalten
Einige Fledermausarten unternehmen weite Wanderung (bis zu 2.000 km) zwischen ihrem Sommer- und Winterquartier. Über ganz Europa verteilte Ringfunde belegen dies eindrücklich, doch die Migrationsrouten unserer Fledermäuse sind noch weitgehend unbekannt. Es wird vermutet, dass sich die ziehenden Arten während der Migration entlang markanter Landschaftsstrukturen, wie Flüssen, bewegen.
Durch die Daten der Detektoren können wertvolle Informationen zu diesem Zugverhalten generiert werden.
Upcycling statt Entsorgung
Ein ausrangierter Parkscheinautomat erhält ein neues Leben.
Als Gehäuse für die Technik sowie gleichzeitig als "Werbefläche" für die Fledermäuse dient ein ehemaliger Parkscheinautomat, der für sein neues Einsatzgebiet mit einem frischen Anstrich und einer zusätzlichen Stele versehen wird.
Auf der Front des Metallkastens befindet sich eine Informationstafel aus Edelstahl, welche den Fledermausdetektor in Zusammenhang zu seinem Standort setzt. Außerdem befinden sich zwei Druckknöpfe am Gehäuse. Drückt man "Rufe live hören", kann man vorbeifliegende Fledermäuse hörbar machen. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn Fledermäuse auch aktiv sind. Dies ist in den Monaten März bis November von der Abend-bis zur Morgendämmerung der Fall. Zusätzlich können über eine Abspieltaste vorher aufgenommene Fledermausrufe gemeinsam mit weiterführenden Informationen bei Tag abgespielt werden.
Seit November 2020 steht der erste Fledermausdetektor in Rheinland-Pfalz am Mainzer Winterhafen. Im Juli 2021 wurde der zweite Fledermausetektor im Kurpark Bad Kreuzach eröffnet. Zur einweihung des dritten Detektors am Bopparder Rheinufer kam die Klima- und Umweltschutzministerin von Rheinland-Pfalz, Anne Spiegel vorbei, um sich selbt ein Bild vom Ehrenamt und dem Fledermausschutz im NABU zu machen. Zur Batnight, am 27. August 2022, wurde schließlich der letzte Fledermausdetektor gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Erwin Manz in Mayen, auf dem Gelände der "Erlebnsiwelten Grubenfeld" eingeweiht.
Hast du Töne? Die Klangwelt der Fledermäuse
Sind sie unter sich, produzieren Fledermäuse Töne im - für Menschen - hörbaren Bereich. Damit verständigen Sie sich untereinander und das ist auch extrem wichtig, denn Fledermäuse leben gerne in der Gemeinschaft: So bilden sich im Sommer meist große Gruppen von Weibchen mit ihren Jungen, die sogenannten Wochenstuben. Die Geburt und Aufzucht der Jungtiere findet dann im Zusammenschluss statt. Selten werden auch einzelne Männchen in den Wochenstuben geduldet, üblicherweise bilden diese jedoch selbst kleine Gruppen oder ziehen einzeln umher. Erst zur Paarungszeit finden die Weibchen und Männchen wieder zueinander. Die männlichen Tiere machen dann mit Balzflügen oder "trillernden" Lauten auf sich aufmerksam. Für den Winterschlaf finden die Fledermäuse sich zusammen, um den Winter gemeinsam zu verschlafen.
Die Echoortung nutzen Fledermäuse fast ausschließlich in der Dunkelheit zur Orientierung im Raum und - damit einhergehend - zum Auffinden ihrer Beute. Diese Töne im Bereich ab 16 Kilohertz (kHz) können die meisten Menschen nicht mehr wahrnehmen. Die menschlichen Ohren hören Töne zwischen 0,02 kHz bis 20 kHz. Mit dem Alter nimmt das Hörvermögen jedoch ständig ab, wovon vorallem die höheren Frequenzen betroffen sind. Die hochfrequenten Rufe liegen für unsere heimischen Arten zwischen 16 kHz (bei Abendseglern) bis 160 kHz (bei Wimperfledermäusen).