Von Rheinland-Pfalz in die Welt
Besenderungsprojekt der Aktion Pfalzstorch e.V.
Für viele Menschen ist der Weißstorch seit jeher ein Symbol für Glück und Treue. Zudem gilt er als Hüter des Ehefriedens und Überbringer des Nachwuchses. Kehrt der erste Storch in sein Brutgebiet zurück, um auf Dächern, Kirchtürmen und Strommasten seinen Nachwuchs großzuziehen, kündigt er uns den Frühling an. Doch wo sind die Störche wenn sie nicht bei uns sind, also im Winterhalbjahr? Albertus Magnus (1193 - 1280) glaubte noch, die Störche würden den Winter schlafend im Wasser verbringen. Es dauerte lange bis das Geheimnis gelüftet wurde: 1822 wurde auf einem Strohdach in Mecklenburg ein Weißstorch gefunden, in dessen Hals ein Pfeil aus dem zentralen Afrika steckte. Der dänische Lehrer Mortensen lüftete das Geheimnis endgültig als er Ende des 19. Jahrhunderts begann Vögel individuell zu beringen.
Seitdem haben Forschung und Technik enorme Fortschritte gemacht. Heute wissen wir, dass die meisten deutschen Weißstörche die östliche Zugroute wählen, welche sie über die Türkei und den Nahen Osten in den Sudan, nach Tansania und bis nach Südafrika führt. Die Störche aus Südwestdeutschland nehmen gemeinsam mit ihren Artgenossen aus Frankreich, Spanien und der Schweiz die westliche Zugroute über Gibraltar und die Sahara, um in der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und Tschad den Winter zu verbringen. Obwohl schon viel über die lange und gefährliche Reise der Weißstörche bekannt ist, sind noch immer nicht alle Geheimnisse gelüftet. Heutzutage bieten uns beispielsweise sogenannten „Solar-GPS-Logger“ die Möglichkeit, das Zugverhalten und die Lebensweise der Tiere zu erforschen. Solch ein Sender wird wie ein Rucksack auf dem Rücken der Tiere befestigt und hält im Idealfall ein ganzes Storchenleben. Er wiegt nur 55 g und sendet alle 5-10 Minuten per SMS Positionsdaten an eine Datenbank.
Im Rahmen des diesjährigen Weißstorch-Besenderungsprojektes der Aktion Pfalzstorch e.V. zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Ornithologie/ Vogelwarte Radolfzell haben nun wenige Weißstörche in Rheinland-Pfalz solch einen Satelliten-Sender bekommen. Man kann im Internet oder über die Smartphone-App „Animal Tracker“ die Störche auf ihrer Zugroute verfolgen. So kann man herausfinden, wohin die Störche am Ende des Sommers ziehen, wo sie Pausen einlegen und für wie lange. Ziehen sie alleine oder mit ihrer Familie, und wählen sie jedes Jahr die gleiche Zugroute? Welche Route erweist sich als vorteilhafter und liegt das an den Windverhältnissen oder den Rastplätzen? Wo lauern die größten Gefahren auf der langen Reise der Störche? Mit den Daten, die die Sender der Weißstörche übertragen, lassen sich diese und weitere spannende Fragen in den kommenden Jahren beantworten.
Die NABU-Senderstörche 2015
Der NABU Rheinland-Pfalz hat sich finanziell an dem Projekt beteiligt und dadurch die Besenderung von drei Störchen ermöglicht. Sorgfältig wählte die Landesarbeitsgemeinschaft Weißstorchschutz des NABU Rheinland-Pfalz die NABU-Senderstörche aus. Die Wahl fiel schließlich auf die Jungen des Weißstorchpaars aus dem Tiergarten in Worms. Die Jungstörche schlüpften am 28. bzw. 29. April 2015. Seit Mitte Juni 2015 trugen die drei auf die Namen Siggi, Cosima und Dirgni getauften Jungstörche Sender.
Siggi
Cosima
Dirgni
Leider gabe es bei allen drei Störchen ein Senderausfall. Bei Siggi brach die Datenaufzeichnung am 21.08.2015 in Lleida, Spanien ab. Der NABU-Senderstorch fiel einem Beutegreifer zum Opfer. Dank der Kontakte in Spanien konnte der NABU Rheinland-Pfalz den Sender bergen lassen. Dieser wird wieder verwendet. Am 10.09.2015 erlitt Cosima den Stromtod an der Bahntrasse San Roque. Diese Bahnlinie in der Nähe von Algeciras beherbergt zahlreiche Storchennester. Somit teilen wahrscheinlich viele andere Störche Cosimas Schicksal: den Stromtod. Auch ihr Sender konnte geborgen werden. Dirgnis Todesumstände am 09.10.2015 sind unbekannt. Das Signal brach südlich von Sevilla plötzlich ab. Mögliche Ursachen sind Stromtod, Abschuss oder Senderdefekt. Aus diesem Grund konnte der Sender auch nicht geborgen werden.
Aktionsportal Stromtod
Für den Schutz von Storch, Uhu, Rotmilan & Co.
Am 31.12.2012 sollte eigentlich Schluss sein mit dem Sterben von Großvögeln an Mittelspannungsmasten. Der § 41 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) schreibt vor, dass bis dahin alle Mittelspannungsmasten vogelsicher sein müssen. Doch noch immer sterben Störche und andere Vögel den Stromtod. Geht man durch die Landschaft entdeckt man Jahre danach nicht wenige Masten, die schelcht oder gar nicht gesichert sind.
Aktionsportal StromtodBesenderungsaktion 2016
Nachdem vom letztjährigen rheinland-pfälzischen Besenderungsprojekt nur zwei der 26 besenderten Störche mit Sicherheit überlebten, ist es nun umso wichtiger die Besenderung auch in diesem Jahr fortzuführen. Der NABU Rheinland-Pfalz gibt drei zu den 24 Sendern dazu. Auch der NABU Worms übernimmt dieses Jahr die Patenschaft für einen der drei NABU-Senderstörche. Mehr aktuelle Informationen zu der Besenderungsaktion 2016 gibt es auf der Internetseite der Aktion Pfalzstorch.
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Die Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz des NABU hat den Schutz des Weißstorchs und seiner Lebensräume zum Ziel. In regelmäßigen Abständen werden an dieser Stelle die halbjährlichen Rundbriefe und der Jahresbericht veröffentlicht. Mehr →