Tipps für den Umgang mit Igeln
Gefahren
Ein Leben voller Hindernisse
Straßenverkehr
Auf der Suche nach Nahrung, einem Partner oder neuem Lebensraum sind Igel täglich gezwungen, Straßen zu überqueren. Für viele von Ihnen beginnt dann der Wettlauf mit dem Tod. Werden Igelmütter überfahren, deren Nachwuchs noch nicht selbstständig ist, sterben zusätzlich auch ihre Jungen. Wenn weniger überfahrene Tiere gesehen werden, spricht das nicht etwa für einen "Lernprozess", vielmehr wurden im Umfeld dieser Straße vermutlich bereits die meisten Igel überfahren. Fahren Sie deshalb im ländlichen Siedlungsbereich und in der Nähe von Waldstücken vorsichtig, bremsbereit und mit Fernlicht.
Ausgeräumte Agrarlandschaften
Igel benötigen abwechslungsreiches Gelände. Doch durch die intensive Nutzung unserer Landschaft sind viele dieser Lebensräume nicht mehr vorhanden. Die großen Monokulturen, die viele Regionen prägen, bieten weder Versteckmöglichkeiten noch Nahrung. Der Rückzug der Igel in die Umgebung menschlicher Siedlungen spricht daher eher für die miserable Lebensraumsituation im Umland, als für eine hohe Biotopqualität der Städte und Dörfer.
Garten
Die meisten Gärten sind steril und akkurat gestaltet, Igel finden darin weder Nahrung, noch können sie sich verstecken. Fremde Baum- und Straucharten, die für die Tiere wertlos sind, dominieren in vielen Gärten. Ebenfalls setzen viele Gartenbesitzer Pestizide ein, die Mensch, Tier und Pflanzen nachhaltig schaden. Wegen Schädlingsbekämpfungsmittel stehen viele Insekten, die der Igel frisst, auf der Roten Liste der bedrohten und gefährdeten Tierarten oder sind schon ausgestorben. Indem die Vielfalt der Insektenfauna immer mehr zurückgeht, verringert sich auch die natürliche Nahrung der Igel.
Wenn man nicht aufpasst, kann auch das Mähen und Arbeiten mit Sense oder Mistgabel zur Gefahr für den Igel werden. Durch diese Gartengeräte können Igel verstümmelt und tödlich verletzt werden. Auf Laubsauger sollte man unbedingt verzichten, da nicht nur Kleinlebewesen, von denen sich Igel ernähren, eingesaugt werden, sondern Igel schwer verletzt und kleine Igel sogar "verschluckt" werden können.
Müll
Menschliche Müllhaufen sind für viele Wildtiere leider äußerst attraktiv. Auch Igel nutzen dieses "Angebot", da die Nahrung sehr einfach zu "erbeuten" ist. Dramatisch wird es vor allem dann, wenn die Tiere in Dosen krabbeln und stecken bleiben. Sie sterben dann einen langsamen, qualvollen Tod. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie nichts in der Landschaft zurücklassen und stellen Sie gelbe Säcke erst am Morgen an die Straße.
Hunde
Treffen Hunde und Igel aufeinander, kann das für den Igel tödliche Folgen haben. Manche Hunde beißen selbst dann heftig zu, wenn der Igel sich als Kugel zusammengerollt hat und seine Stacheln sie verletzen. Vermeiden Sie deshalb, dass sich die beiden zu nahe kommen. Lassen Sie Ihren Hund abends und nachts nicht unbeaufsichtigt in den Garten, wenn Sie wissen, dass bei ihnen ein Igel unterwegs ist. Greifen Sie unverzüglich ein, sollte Ihr Hund doch einmal einen Igel stellen.
Artenschutz vor der Haustür
Der igelfreundliche Garten
Im Herbst sind Igel, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, auch tagsüber aktiv. Denn die putzigen Stachelträger fressen sich ihren Winterspeck an und können dabei 50 Gramm pro Woche zulegen. Dafür brauchen sie naturnahe Gärten mit dichten Hecken und einheimischen Gehölzen sowie Reisig- und Komposthaufen. Dort finden sie Nahrung und ein Winterquartier! Doch müssen sie dafür oft Straßen überqueren. Für viele Tiere bedeutet das das Ende. Damit sich die stacheligen Gartenbewohner erst gar nicht auf so eine gefährliche Wanderung begeben müssen, wird allen Gartenbesitzern empfohlen, den Tieren mit Nahrung und einem Unterschlupf zu helfen.
Die beste Hilfe ist ein naturnah gestalteter Garten, denn dort finden sie genügend Nahrung in Form von leckeren Insekten, Regenwürmern, Schnecken und Spinnen. Deswegen ist ein giftfreier Naturgarten mit heimischen Pflanzen sehr zu empfehlen. Anders als bei Ziersträuchern aus aller Welt tummeln sich bei heimischen Sträuchern Insekten und Spinnen, sodass der Igel einen reich gedeckten Tisch hat. Schon eine verwilderte Ecke bietet einen kleinen Igel-Lebensraum. Haufen aus Laub und Reisig sind ein willkommener Unterschlupf, in dem der Igel die kalte Jahreszeit gut überstehen kann. Sie erleichtern ihm ebenfalls den Nestbau, indem sie zum Beispiel in Hohlräumen unter Gartenhäusern oder in Kompostkisten Blätter verteilen. Auch künstliche Verstecke werden gerne angenommen, und das nicht nur für den Winterschlaf. Einen optimalen Überwinterungsstandort kann auch eine so genannte „Igelburg“ bieten. Wenn solch ein Holzkasten mit ausreichend Laub und Reisig überdeckt wird, können sich Igel darin zur Überwinterung zurückziehen. Ein Igelhaus kann ohne großen Aufwand selbst gebaut werden. Auch der Fachhandel bietet eine reiche Auswahl an geeigneten Produkten. Wichtig: Riegeln Sie ihren Garten nicht hermetisch ab. Igel durchstöbern nachts ein großes Gebiet und benötigen dafür freie Bahn. Schaffen Sie Möglichkeiten, damit die Tiere unter dem Zaun und dem Gartentor durchschlüpfen können.
Igel gefunden - was nun?
Nicht jeder Igel braucht Hilfe!
Grundsätzlich gilt: Wer einen Igel findet, sollte ihn in Ruhe lassen. Auch die im Herbst scheinbar umherirrenden Tiere sind in den allermeisten Fällen nicht in Not. Sie suchen intensiv nach Nahrung, denn der Tisch in der Natur ist dann noch reich gedeckt. Igel überleben den Winter also auch ohne menschliche Hilfe. Denn Igelforscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben, als allgemein angenommen wird. Daher können auch junge Igel sich im Herbst noch die nötige Fettschicht anfressen. Wer Igel zu Hause aufnimmt, muss wissen, dass es sich um Wildtiere handelt. Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Tieren. Eine Naturentnahme ist auf Ausnahmen beschränkt!
Welche Igel benötigen Hilfe?
- Igeljunge, die tagsüber außerhalb des Nestes angetroffen werden. Sie sind meist unterkühlt und mutterlos.
- Tiere, die längere Zeit in Fallen ohne Wasser und Nahrung waren.
- Kranke Igel. Sie erkennt man daran, dass sie tagaktiv und abgemagert sind, kraftlos und zittrig laufen, apathisch oder schwach sind. Ein auffälliges Zeichen ist, dass sich kranke Igel kaum einrollen. Auch Igel mit starkem Floh-, Wurm- und Zeckenbefall sind hilsbedürftig.
- Verletzte Igel. Die Ursache für mögliche Verletzungen sind vielfältig. Oft sind es Schnitt-, Stich-, Biss- oder Brandverletzungen.
- Igel, die nach Wintereinbruch tagsüber herumlaufen.
Erste Hilfe für Igel
- Die Pflege ist ohne Sachkenntnis nichts für einen Laien. Informieren Sie sich bei Igelfachleuten, gegebenenfalls auch beim Tierarzt oder einer Igelstation.
- Igel sind keine Haustiere. Wenn sie nicht verletzt oder krank sind, ist das Zufüttern nur vor und nach dem Winterschlaf sowie in extremen Trockenzeiten zu rechtfertigen.
- Nur das richtige Futter hilft dem Igel. Nicht artgerechte Ernährung führt zu Verdauungsstörungen. Gefüttert werden sollte Katzendosenfutter oder kurz angebratenes Rinderhackfleisch (niemals roh!), vermischt mit Igeltrockenfutter oder Haferflocken. Nahrhaft ist auch ungewürztes Rührei mit Haferflocken oder Geflügelfleisch. Auf gar keinen Fall dürfen Milch oder Obst verabreicht werden.
- Schwachen Tieren flößt man mit einer Plastik-Einwegspritze (ohne Nadel) ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee ein.
- Eine Wasserstelle ist für Igel ganz wichtig. Sie muss sauber gehalten und das Wasser täglich erneuert werden.
- Unterkühlte Igel müssen warm gehalten werden mit Handtüchern und einer Wärmflasche. Kein Rotlicht oder Heizkissen verwenden.
- Baden Sie Igel nur in absoluten Ausnahmefällen!
- Fliegeneier und -maden, Flöhe und Zecken sollten mit einer Pinzette oder mithilfe des Tierarztes sofort entfernt werden. Nicht drehen, kein Öl, keinen Klebstoff oder Nagellack verwenden!
- Igel sind keine Spielkameraden für Kinder und Haustiere.
- Lassen Sie gesunde Igel umgehend frei!
Martinsfeuer dürfen keine Scheiterhaufen für Tiere werden
Jedes Jahr im November ist es soweit: Vielerorts in Rheinland-Pfalz werden die beliebten Martinsfeuer entzündet. Es lodert und knistert, die Menschen feiern oder sitzen einfach gemütlich am Feuer. Doch so schön dieser Brauch sicherlich ist, so birgt er doch auch Gefahren für die Natur. Zu früh aufgeschichtete Martinsfeuer können zur Todesfalle für Kleintiere werden.
In den oft lange zuvor aufgeschichteten Martinsfeuerstapeln suchen Tiere wie der Igel Unterschlupf. Aber auch Insekten, Amphibien und Vögel verstecken sich gerne in den Reisighaufen. Wird das Feuer dann angezündet, gibt es für die Tiere kaum ein Entkommen, das Versteck wird zur tödlichen Falle. Es ist nämlich ein Irrglaube, wenn man meint, sämtliche Tiere könnten sich durch Flucht leicht in Sicherheit bringen. Viele Tiere verfallen bei Gefahr in eine Art Starre und ducken sich auf den Boden. Dieses angeborene „Drücken“ ist ein Ergebnis der Evolution und funktioniert so schon seit Jahrtausenden.
Damit auf diesen alten Brauch nicht verzichtet werden muss, empfiehlt der NABU Rheinland-Pfalz, den für das Martinsfeuer bestimmten Reisighaufen erst am Tag des Anzündens aufzuschichten oder ihn vorher zumindest nochmals umzuschichten. Diese Maßnahme ermöglicht es den Tieren, sich in Sicherheit zu bringen.
Eigentlich sind Buschwerk und Reisig natürlich viel zu schade, um zum Spaß verbrannt zu werden. Manche Tierarten sind dringend auf das Totholz angewiesen. Schnittholz und Reisig sollten deshalb möglichst in der Landschaft bleiben. Wenn also schon Martinsfeuer, dann könnte man sich zumindest um Kompensation bemühen. Für einen von Brombeeren oder Wildrosen überwucherten Reisighaufen oder einen Holzstoß in einem dichten Gebüsch kann jeder in seinem eigenen Garten sorgen. Mit geringem Aufwand, etwas Phantasie und gutem Willen lässt sich so ein Stück Natur in den Garten holen. Auf diese Weise werde der landschaftlichen Strukturarmut entgegenwirkt und Lebensraum und Unterschlupf für Vögel und Kleintiere geschaffen.
Auch bittet der NABU darum, keinen Müll beziehungsweise Sperrmüll wie alte Schränke, Sessel und Spanplatten, mit zu verbrennen. Die giftigen Verbrennungsgase, die dabei entstehen, können Mensch und Umwelt schädigen.