Neue Heimat der Gelbauchunke: Steinbrüche und Truppenübungsplätze - Foto: Mark Harthun
Rohstoffgewinnung kann zu Naturschutz und Artenvielfalt wesentlich beitragen
NABU und der Wirtschaftsverband Baustoffe - Naturstein e. V. (heute vero) mit gemeinsamer Vereinbarung
Sowohl die Rohstoffgewinnung als auch der Naturschutz haben in Rheinland-Pfalz eine große Bedeutung und eine lange Tradition. Zunehmend hat sich auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Rohstoffgewinnung und der Naturschutz nicht zwangsläufig gegensätzliche Vorhaben darstellen.
Am 29.1.2009 haben der NABU Rheinland-Pfalz und der Wirtschaftsverband Baustoffe - Naturstein e. V. (WBN) (heute vero - Verband der Bau- und Rohstoffindustrie e. V.) eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die die Vereinbarkeit von Rohstoffgewinnung und Naturschutzzielen speziell auch für Rheinland-Pfalz unterstreicht. Die damalige Umweltministerin Margit Conrad und der damalige Wirtschaftsminister Hendrik Hering begrüßten die Zusammenarbeit und das jeweilige Bekenntnis der Verbände, den eingeschlagenen Weg gemeinsam weiterzuverfolgen. Die Vereinbarung wurde als beispielhaft gewürdigt.
Bei Abbauvorhaben und ihrer Nachnutzung können ideale Voraussetzungen für Lebensräume seltener Tiere und Pflanzen enstehen. So entstehen beim Abbau kleine Gewässer, in denen Amphibien wie zum Beispiel Gelbbauchunke und Kammmolch leben. Felswände bieten dem Uhu gute Brutmöglichkeiten. Aktive und ehemalige Abbauflächen gehören deshalb zum europäischen Netz Natura 2000.
Beispiele für die gute Zusammenarbeit der beiden Seiten sind das Naturschutzgebiet „Nisteraue“, das Naturschutzgebiet „Steinbühl“ oder das Naturschutzgroßprojekt „Mayener Grubenfeld“.
Im Naturschutzgebiet „Nisteraue“, das zu Alpenrod und Unna/Erbach (Verbandsgemeinde Hachenburg im Westerwaldkreis) gehört, wurden von einem Steinbruchunternehmer 69 000 Quadratmeter Feuchtwiese an den NABU Rheinland-Pfalz für Naturschutzzwecke übertragen.
Im „Steinbühl“ bei Kirchheimbolanden (Donnersbergkreis) beweiden zehn wild lebende Taurusrinder und fünf Wildpferde ein ehemaliges Steinbruchgelände. Seit 1998 ist das 52-Hektar-Gelände, auf dem früher Basalt abgebaut wurde, Naturschutzgebiet. Die Abbautätigkeit hatte die Ansiedlung besonderer Arten begünstigt und Lebensraum für seltene Amphibien wie die Gelbbauchunke geschaffen. Außerdem sind hier Zauneidechsen und Uhus zu finden. Die „Sekundärbiotope“ drohten mit zunehmendem Bewuchs zu verschwinden. Durch die Beweidung konnte diese Entwicklung gestoppt werden. Das Umweltministerium hatte das Projekt finanziell gefördert. Projektbeteiligte waren die Basalt AG, der Donnersbergkreis als Untere Naturschutzbehörde und der NABU Rheinland-Pfalz, der Eigentümer der Herde ist. Das Naturschutzgebiet ist Bestandteil von Natura 2000.
Im Zuge des Naturschutzgroßprojektes „Mayener Grubenfeld“ der Stadt Mayen konnte ein großflächiges Fledermaushabitat, das von Abbauaktivitäten bedroht war, durch eine vertragliche Lösung mit dem Unternehmen Mayko Basalte gerettet werden. Mit der Unterstützung durch Umwelt- und Wirtschaftsministerium sowie durch eine Projektförderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) konnte der NABU Rheinland-Pfalz die betreffenden Flächen um die Stollensysteme „Mauerstollen“ und „Mayko-Bierkeller“ erwerben und Sanierungsarbeiten einleiten. Die Projektkosten von circa 5,2 Millionen Euro wurden zu 60 Prozent vom BfN, zu 33 Prozent vom Land und zu 7 Prozent vom NABU aufgebracht. Wegen der europaweiten Bedeutung der Fledermausvorkommen ist das „Mayener Grubenfeld“ als FFH-Gebiet ausgewiesen.