200 Eichen sollen nicht weichen!
Spendenaufruf der Mitgliederzeitschrift Nr. 4/2013
Der NABU Rheinland-Pfalz wird in den nächsten fünf Jahren, gefördert durch des Bundesprogramm Biologische Vielfalt, zusammen mit vielen weiteren Akteuren ein großes Projekt im Oberrheingraben durchführen. Das Bundesamt für Naturschutz hat diese Region als Hotspot der Artenvielfalt definiert.
In dieser Flächenkulisse liegt auch der Gemeindewald Gommersheim. Er beherbergt viele alte Eichen, ihrerseits wiederum ein Hotspot der Artenvielfalt: Mehrere Hundert Insektenarten wie Schmetterlinge oder Käfer sind direkt oder indirekt auf die Eiche angewiesen, viele Vogelarten brauchen diese Baumart zum Überleben und eine Fülle von Flechten, Moosen und Pilzen sind mit ihr vergesellschaftet.
Um diesen Wald - und vor allem die alten Eichen - zu erhalten, hat der NABU Rheinland-Pfalz sich entschieden, 200 der knorrigen Bäume zu kaufen und sie somit einer forstwirtschaftlichen Nutzung zu entziehen und langfristig zu sichern. Eine Investition, die sich lohnt!
Im Gemeinderat wurde das Vorhaben bereits vorgestellt und im Wald sind bereits 200 Eichen – allesamt alte Exemplare – ausgewählt. Diese sind über das gesamte Waldgebiet verteilt, um auf möglichst großer Fläche die Lebensräume der vorkommenden Arten zu sichern. Bei der Auswahl der einzelnen Bäume wurden Merkmale wie Stammdurchmesser und das Vorhandensein von starken Ästen berücksichtigt.
Die ausgewählten Altbäume sind fortlaufend nummeriert und die Nummern auf den Stämmen mit Dauerfarbe aufgebracht, zudem sind die Postionen mittels GPS bestimmt und in eine Datenbank eingetragen worden. Auf diese Weise sind die Bäume leicht aufzufinden und es ist gewährleistet, dass niemand den Überblick verliert und keiner der Baumriesen abhanden kommt.
Für den Kauf der 200 alten „Methusalem-Eichen“ benötigen wir insgesamt 200.000 Euro. Helfen auch Sie diese einmaligen Bäume zu erhalten und langfristig zu sichern!
Der Wald
Der Gemeindewald Gommersheim ist rund 240 Hektar groß und liegt in der Modenbach-Triefenbach-Niederung, östlich von Neustadt an der Weinstraße. Durch seine Lage im Bereich der Schwemmfächer von zwei Bächen sind die Boden- und Nährstoffverhältnisse sehr gut.
Dass der Gemeindewald in seiner jetzigen Größe und Ausformung überhaupt erhalten blieb und nicht wie die übrigen Flächen als landwirtschaftliche Gemüseanbaufläche genutzt wird, liegt daran, dass weite Teile des Gemeindewaldes sehr nass und in tiefliegenden Bereichen sogar deutlich vernässend sind.
Nur im Gemeindewald Gommersheim sind die Alteichen so flächig erhalten. Der Eichenanteil beträgt 27% und ist somit überdurchschnittlich hoch. Bemerkenswert ist die Alterklassenverteilung: 12 Hektar der alten Eichen sind über 240 Jahre alt, 8 Hektar sind älter als 200 Jahre, 10 Hektar sind über 140 Jahre alt. Entstanden sind diese Alteichen aus klassischer Mittelwaldwirtschaft, wenige der alten Bäume sind Kernwüchse.
Die Bedeutung der Waldinsel Gommersheim für den Naturschutz ist außerordentlich. Mittel- und Grünspecht finden hier optimale Lebensräume. Wespenbussard und Baumfalke brüten hier ebenso wie Pirol und Waldkauz. In den rauhborkigen Eichen finden Fledermäuse und spezialisierte Käferarten geeignete Lebensräume. Der Gemeindewald Gommersheim liegt komplett im FFH-Gebiet Modenbachniederung und ist Bestandteil des Vogelschutzgebietes Speyerer Wald, Nonnenwald und Bachauen zwischen Geinsheim und Hanhofen.
Monika Bub • Vorsitzende NABU Haßloch
Käfer
Echte, sozusagen 100%ige Eichenbewohner sind – zumindest bei uns: Der Heldbock (Cerambyx cerdo), der seinen Schwerpunkt im Bienwald hat, aber sporadisch auch bei Limburgerhof, Neuhofen, Ludwigshafen und Worms nachgewiesen ist; der Große Laubholz-Zangenbock (Rhagium sycophanta), nicht sehr häufig, aber in Rheinland-Pfalz in wärmeren Lagen gut verbreitet; die mit Wespenzeichnung versehenen Bockkäferarten Eichenwidderbock (Plagionotus arcuatus) und Zierlicher Widderbock (Xylotrechus antilope); der Gesprenkelte Wimpernhornbock (Exocentrus adspersus) – halt recht klein, aber verbreitet in wärmeren Lagen.
Der Rote Kapuzinerkäfer (Bostrichus capucinus) ist auch eine Charakterart unserer Eichenwälder, aber meistens findet man ihn an Weinreben. Der Eichenbuntkäfer (Clerus mutillarius) hat einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt im Bienwald. Als wärmeliebende Art profitiert er vom Klimawandel und breitet derzeit sein Areal nach Norden und Westen aus.
Dr. habil. Manfred Niehuis
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Spendenkonto
NABU Rheinland-Pfalz
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Verwendungszweck: GS 4/13 Eichen
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