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NABU: Notprogramm für Wildbiene, Feldhamster, Kiebitz & Co.

Lindemann: Stiller Hilferuf der Natur – Artenkrise muss politisch mehr Aufmerksamkeit erfahren

Sie verschwinden – meist leise und unauffällig. Flächenfraß, intensive Landwirtschaft und Umweltverschmutzung setzen unserer Tier- und Pflanzenwelt zu

Feldhamster - Foto: Roman Huditsch/AdobeStock

Feldhamster - Foto: Roman Huditsch/AdobeStock

08.09.2021 – Mainz – Sie verschwinden – meist leise und unauffällig. Flächenfraß, intensive Landwirtschaft und Umweltverschmutzung setzen unserer Tier- und Pflanzenwelt zu. 2019 meldete der Weltbiodiversitätsrat, dass etwa eine Million von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht ist. Das Netz des Lebens, das diese Arten bilden, wird immer löcheriger.

Unmittelbar vom Aussterben bedroht ist beispielsweise der Feldhamster. Der kleine Nager steht auf der weltweiten Roten Liste der bedrohten Arten. Gleiches Bild bei der Würfelnatter. In Rheinland-Pfalz gelten über 200 Tierarten als vom Aussterben bedroht, so z. B. auch der Kiebitz und die Bekassine. Als gefährdet gelten z. B. fast die Hälfte der rheinland-pfälzischen Brutvogel- und Bienenarten – bei den Fischen, Lurchen, Kriechtieren und Großschmetterlingen sind es sogar mehr als 50 Prozent.

Dabei wird unterschätzt, dass das Artensterben für Gesundheit, Wohlstand und Sicherheit eine ebenso hohe Relevanz besitzt wie das Klima. Wissenschaftlich ist lange belegt, dass wir die Erderhitzung nur bremsen, Pandemien nur vorbeugen und unsere Ernährung nur sichern können, wenn wir die Biodiversität – also die Vielfalt an Arten und ihrer Lebensräume – so weit wie möglich wiederherstellen. Wie eng Klima- und Artenkrise miteinander verwoben sind, beschreibt der gemeinsame Bericht des Weltklimarates mit dem Weltbiodiversitätsrat. Artenschutz ist relevant fürs Klima.


Bruchwald mit hohem Wasserstand - Foto: NABU/Thomas Krumenacker

Bruchwald mit hohem Wasserstand - Foto: NABU/Thomas Krumenacker

„Das Artensterben ist eine stille Krise. Sie wird ausgelöst durch eine Vielzahl menschlicher Faktoren – Vernichtung von Wäldern, Trockenlegung von Mooren, Einsatz von Pestiziden und Versiegelung sowie Übernutzung unserer Böden. Durch die Klimakrise wird die Artenkrise nochmals verstärkt“, sagt Cosima Lindemann, Landesvorsitzende des NABU Rheinland-Pfalz.

Moore und Wälder zeigen uns: Eine intakte Natur schützt uns vor der Klimakrise, sie bindet Treibhausgase und mildert Extremwetter ab. Eine ausgebeutete Natur hingegen wird zu einer Gefahr für uns: Wenn Wälder brennen und trockengelegte Moore CO2 ausstoßen, drohen fatale Kipppunkte für das Klima.

Wer sich nicht anpasst, stirbt aus. Im Laufe der Erdgeschichte sind schon immer Arten verschwunden und dazugekommen. Die menschengemachte Veränderung dringt dabei allerdings in neue Dimensionen vor. Viele Arten sterben aus, bevor sie überhaupt entdeckt wurden. Der Verlust an biologischer Vielfalt ist in Geld kaum zu beziffern. Vor einigen Jahren schon beschrieb die Krefelder Studie das Massensterben der Insekten. Wildbienen sind stark gefährdet und drohen als Bestäuber auszufallen – das bedeutet Ernteverluste bei vielen Obst- und Gemüsearten.

All das passiert nicht im Verborgenen und dennoch führt es nicht zu angemessenen politischen Konsequenzen, obwohl seit vielen Jahren auf allen Ebenen über die Biodiversität verhandelt wird. Deshalb hat der NABU ein Notprogramm formuliert. Es richtet sich an die kommende Bundesregierung. Darin werden wirksame und schnell umsetzbare Sofortmaßnahmen beschrieben, mit denen dem Artensterben jetzt engagiert entgegengetreten werden soll.

Lindemann fordert: „Biodiversität muss endlich ein politisches Schwerpunktthema werden, um den dramatischen Artenverlusten entgegenzuwirken. Je weniger artenreich und stabil Gewässer, Wälder und Agrarlandschaften sind, desto schutzloser sind wir den Auswirkungen der Klimakrise ausgeliefert. Die Zeit rinnt uns durch die Finger. Wir brauchen einen energisch geführten und von ernsthaftem Wollen geprägten Wettkampf für die Natur, nicht gegen sie. In den Parteiprogrammen fehlen entsprechende Angebote und Ideen."

Auch wenn wir alle unseren Teil zur Bewältigung der Artenkrise beitragen können: Die Rahmenbedingungen für eine andere Landwirtschaft, eine großräumige Renaturierung unserer Biotope und für eine moderne naturverträgliche Infrastruktur müssen von der Politik gesetzt werden. Bei der Bundestagswahl können wir diese Weichen stellen. Der NABU möchte alle Wählerinnen und Wähler auffordern, den Kampf gegen die Naturzerstörung zu einem entscheidenden Kriterium für ihre Wahlentscheidung zu machen.


Die sieben Forderungen des NABU-Notprogramms im Überblick:


  • 1. Wir geben der Natur mehr Raum

  • 2. Wir schaffen Schutzgebiete, die auch tatsächlich schützen

  • 3. Wir schließen einen Pakt für den Artenschutz und grüne Infrastruktur

  • 4. Wir fördern und fordern Landwirtschaft mit Zukunft

  • 5. Wir schließen einen „Blue Deal“ für den Schutz der Meere

  • 6. Wir stärken den Wald

  • 7. Wir spannen einen internationalen Schutzschirm für die weltweite Artenrettung

Das Notprogramm zum Download

0.7 MB - NABU: Ein wirksames Notprogramm für die Natur

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