Steinkauz-Merkblatt
Das Wichtigste in der Übersicht
Wiesen und Weiden sind ideale Jagdgebiete, alte Baumhöhlen dienen als Brutplätze und Tageseinstände. Durch die großflächigen Umwandlungen von Dauergrün in Acker- und Bauland und den damit einhergehenden Rodungen von potentiellen Brutbäumen kam es zu drastischen Bestandsrückgängen, die dringend Schutzmaßnahmen erforderlich machen.
Bestandserfassung
Allen Schutzmaßnahmen sollte in jedem Fall eine gründliche Erfassung des Steinkauzbestandes vorangehen. Der Untersuchungszeitraum reicht von Ende Februar bis Mitte April. In dieser Zeit ist die Rufbereitschaft der Steinkäuze am größten. Bereits eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang können die Exkursionen beginnen. Zwischen 0.00 und 2.00 Uhr sowie bei Niederschlägen und aufkommendem Wind (Windstärke 3: "Blätter und Zweige in ständiger Bewegung") sollten die Untersuchungen eingestellt werden. Mit Hilfe von Klangattrappen (auf Tonband aufgenommene Rufe des Steinkauzes) werden die potentiellen Lebensräume des Steinkauzes beschallt. Tonbänder sind bei der Landesgeschäftsstelle des NABU Rheinland-Pfalz zu beziehen. Zu den potentiellen Gebieten des Steinkauzvorkommens in Rheinland-Pfalz zählen alle waldfreien Gebiete bis ca. 400 m über NN. Bei der Beschallung ist folgendermaßen vorzugehen: 15 Sekunden anlocken - 1 Minute Pause - 30 Sekunden anlocken - 1 Minute Pause - 1 Minute anlocken - 2 bis 3 Minuten warten. Handelt es sich um ein besetztes Revier, wird der Steinkauz auf die Lockrufe antworten (oftmals in den Pausen). Bei einer Reaktion ist das Anlocken abzubrechen. Grundsätzlich sollte jeder mögliche Lebensraum (jedes Gehöft, jede Scheune, jede Baumreihe, jeder einzelne zur Höhlenbildung neigende Baum) untersucht werden. Besetzte Reviere sind in einer Karte einzutragen.
Bau von künstlichen Nisthilfen
Zum Bau der Röhre benötigt man zwei gleichgroße Holzscheiben mit einem Durchmesser von 18-20 cm und einer Dicke von ca. 3 cm. Die vordere Scheibe bekommt ein Einflugloch von 6,5 cm Durchmesser, die hintere eine Öffnung von 10 cm für die Reinigung. Diese Öffnung wird mit einem Deckel und drei Schrauben verschlossen. Durch Annageln von Latten bildet man eine Trommel, die mit gesandeter Teerpappe verkleidet wird.
Mittelfristige Maßnahmen
In der Regel wird der offene Dialog mit der Landwirtschaft ausreichen, die vorhandenen natürlichen Steinkauzbrutbäume zu sichern. Wenn dies nicht gelingt, müssen sie durch vertragliche Vereinbarungen mit dem Eigentümer, durch Unterschutzstellung oder durch Ankauf bzw. Pacht langfristig gesichert werden. Höhlenreiche Kopfbäume müssen in den Verbreitungsgebieten des Steinkauzes alle 5-7 Jahre geschnitten werden. Dort wo es möglich ist, sollten in Steinkauzrevieren vorhandene Scheunen und Ställe im Winterhalbjahr zugänglich gemacht werden. Grünlandwirtschaft bzw. Streuobstwiesen sind bevorzugte Lebensräume - auch wenn der Steinkauz in Rheinland-Pfalz nicht von ihnen abhängig ist - und müssen in Verbreitungsschwerpunkten der Art gesichert werden. Dies ist möglich durch Kauf oder Pacht bzw. durch Motivation der landwirtschaftlichen Betriebe zur Teilnahme an den Biotopsicherungsprogrammen (z.B. FUL III).
Langfristige Maßnahmen
Die Vergrößerung des Höhlenangebotes durch künstliche Nisthilfen kann nur als kurzfristige Maßnahme sinnvoll sein. Langfristig müssen durch Neuanlage von geeigneten Bäumen wieder natürliche Bruthöhlen geschaffen werden. Dies geschieht durch die kostengünstige Neuanlage von Streuobstwiesen. Dabei sind keine Großflächen erforderlich. Inselartige Strukturen inmitten landwirtschaftlicher Nutzflächen reichen aus, geeignete Voraussetzungen für den Steinkauz zu schaffen. Mit relativ einfachen Mitteln kann das Artenschutzprojekt Steinkauz im Einklang mit vorhandener landwirtschaftlicher Nutzung durchgeführt werden. Dabei eignet sich Rheinland-Pfalz aufgrund der klimatischen Gegebenheiten und trotz der Intensivnutzung in weiten Bereichen besonders gut für ein solches Programm. Die für ein Steinkauzschutzprojekt anfallenden Kosten lassen sich durch die hohe Erfolgssicherheit der Maßnahmen rechtfertigen. Mit ihm könnte das Verschwinden dieser Eulenart in Rheinland-Pfalz wirksam verhindert werden.