Landesweite Vogelzählung am Wochenende
NABU lädt zur großen Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“ vom 12. bis 14. Mai ein
Mainz – „Das geht ganz einfach: Man beobachtet und zählt eine Stunde lang die Vögel im Garten, vom Balkon aus oder im Park. Anschließend meldet man die Beobachtungen an den NABU“, erklärt NABU-Vogelexperte Olaf Strub. Die Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“, welche zu den größten wissenschaftlichen Mitmachaktionen im deutschsprachigen Raum gehört, sind umso aussagekräftiger, je mehr Menschen mitmachen.
Bei der Vorjahreszählung haben Haussperling, Kohlmeise, Amsel, Blaumeise und Elster die ersten Plätze belegt. Über 2.000 Menschen hatten im vergangenen Jahr allein in Rheinland-Pfalz bei der „Stunde der Gartenvögel“ ehrenamtlich Daten erhoben und dadurch wichtige Informationen darüber geliefert, wie es um die Situation der Gartenvögel im Land bestellt ist.
Die letzte große Vogelzählung bei der „Stunde der Wintervögel im Januar hatte bei vielen häufigen Arten, insbesondere bei den heimischen Meisenarten, einen mysteriösen Vogelschwund ergeben. Die Vogelexperten des NABU vermuten eine aufgrund des milden Winters besonders geringe Zugneigung vieler Arten und damit fehlenden Zuzug von Artgenossen aus dem Norden und Osten als Hauptursache der extrem niedrigen Zahlen. Eine andere Erklärung ist ein besonders schlechter Bruterfolg vieler Arten im vergangenen Jahr. „In diesem Fall müssten nun auch bei der kommenden ‚Stunde der Gartenvögel‘ niedrige Zahlen festgestellt werden. Das wäre sehr besorgniserregend, insbesondere wenn sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen würde“, so Strub.
Nach über zwölf Jahren können die Experten des NABU erste deutliche Bestandstrends für den Siedlungsraum aus den gesammelten Daten ablesen. Die bundesweite Gesamtzahl der Gartenvögel in einem durchschnittlichen Garten blieb mit etwa 35 Individuen von zwölf verschiedenen Vogelarten über die Jahre konstant. Damit geht es den Vögeln unserer Gärten und Parks wesentlich besser als den Vögeln unserer Agrarlandschaft, wo die meisten Arten abnehmen, manche Bestände sogar regelrecht zusammenbrechen.
Unter 57 bewerteten Vogelarten gab es 20 mit Bestandszunahmen, 13 mit Abnahmen und 24 mit stabilen Beständen. Unter den Gewinnern sind vor allem eigentliche Waldvogelarten wie Ringeltaube, Eichelhäher, Kleiber, Buntspecht, Gimpel und Kernbeißer. Sie profitieren vom wachsenden Alter der Baumbestände in unseren Dörfern und Städten. Auf der Verliererseite stehen dagegen vor allem typische Siedlungsarten wie Mehlschwalbe, Mauersegler, Hausrotschwanz oder Girlitz. Ihnen fehlen zunehmend Nistmöglichkeiten an Gebäuden aufgrund unbedachter Hausmodernisierungen sowie die wildkraut- und insektenreichen Strukturen bäuerlicher Dörfer.
Die beiden Flugkünstler Mauersegler und Mehlschwalbe leiden auch unter dem allgemeinen starken Rückgang an Fluginsekten. „Seit Beginn der Aktion haben sie kontinuierlich abgenommen. Die durchschnittlich pro Garten gemeldeten Zahlen waren im vergangenen Jahr um über 40 Prozent niedriger als noch 2006“, informiert Strub. Die intensive und flächendeckende Verwendung von Insektengiften in der Landwirtschaft macht sich hier sogar bei typischen Siedlungsvögeln bemerkbar. Teilweise kommt Gift auch immer noch in Gärten und öffentlichem Grün zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund fordert der NABU eine echte ökologische Agrarreform und weniger Gift in der Landschaft sowie einen Verzicht auf Gift im Garten.
Weitere Informationen: www.stundedergartenvoegel.de
Hier gibt es eine Zählhilfe, Porträts der häufigsten Vogelarten und viele praktische Tipps.
Pressebilder der häufigsten Gartenvögel, Infografiken zur „Stunde der Gartenvögel“ und ein Melde-Widget zum Einbinden auf Webseiten unter: http://NABU.de/sdg-medieninfos